Die Russische Banja
Die russische Banja ist eine traditionelle heiße Holzsauna, die mit einem Holzofen auf 80 bis 100 Grad erhitzt und mit vielen Aufgüssen noch effektiver und wohltuender wird. Sie wird traditionell als kleine Blockhütte aus urigen Rundhölzern aus Kiefernholz gebaut und hat zwei oder drei Räume zum Schwitzen, Waschen und Entspannen. Die Türen und Giebel sind oft mit kunstvollen Schnitzereien verziert. Die Banja ist ein beliebter Treffpunkt für Gespräche und eine soziale Institution in der slawischen Kultur. Durch den Wechsel von heißem Dampf und kaltem Eiswasser oder frischem Schnee wird der Kreislauf auf Hochtouren gebracht und man härtet sich gegen die Kälte ab. Außerdem war sie früher die Badegelegenheit für die Familie und dient der geistigen und körperlichen Reinigung.
Entspannung beim Banja Ritual
Die kleine Holzhütte der Banja besteht am besten aus drei Räumen und Sitzbänken im Schwitzraum in verschiedenen Höhen. Im Schwitzraum wird sich bei feuchter Hitze entspannt. Außerdem klatscht man sich beim traditionellen Banja Ritual mit eingeweichten Birkenzweigen ab, um die Durchblutung zu fördern und den Kreislauf noch mehr in Schwung zu bringen. Dafür wird der Birkenbesen, der unbedingt noch Blätter haben muss, um Verletzungen zu vermeiden, in einem Kübel mit heißem Wasser eingeweicht, während man sich vor der Sauna abduscht. Der Birkensud aus den eingeweichten Zweigen ergibt auch noch einen aromatischen Aufguss, der an weite Wälder erinnert. Anfangs wird nach ein paar Minuten Schwitzen mit den Birkenbesen nur der heiße Dampf an den Körper gefächelt und der Körper mit dem Besen ausgestrichen. Erst bei den nächsten Saunagängen kommt ein leichtes Schlagen auf die Haut hinzu, das dabei hilft, den Körper zu entschlacken und Schmutz zu entfernen. Die Birke verbreitet dabei einen tollen Duft nach dem urigen Wald und wirkt entzündungshemmend, desinfizierend und entschlackend. Danach geht es in den Waschraum, um sich mit kaltem oder warmem Wasser abzuspülen. Das kalte Wasser wird aus Kübeln gleich über den Körper gegossen, um sich abzukühlen und den Kreislauf anzukurbeln. Warmes Wasser wird durch den Ofen des Schwitzraumes mit erhitzt und mit Seife zum Waschen zwischen den Saunagängen genutzt. Aber auch das Abkühlen im nahegelegenen Fluss, einem See oder im Schnee und an der kühlen Luft ist eine tolle Erfrischung nach der intensiven Hitze des Schwitzraums. Im Ruheraum kann man sich dann zwischen den Saunagängen entspannen und mit Freunden und Familie unterhalten. Außerdem wird dort traditionell zusammen heißer Tee getrunken, der natürlich im klassischen Samowar zubereitet wird, oder auch ein Wodka. Dazu werden etwas Trockenfisch oder Früchte gegessen. Der Waschraum und Ruheraum können auch zusammengelegt werden und sind ein toller Treffpunkt zum Entspannen für Familie und Freunde, und auch viele Geschäfte werden in der Banja ausgehandelt. Denn dort ist jeder gleich und man ist entspannt, erfrischt und seelisch und körperlich gereinigt. Vor dem Saunieren sollte man übrigens möglichst nur eine Kleinigkeit Obst essen, um den Kreislauf nicht mit schwerem Essen zu belasten.
Schwelgen in weichem Dampf
Während des Schwitzens erhöhen viele Aufgüsse aus Wasser oder Eis, aufgepeppt mit aromatischen Ölen, die Luftfeuchtigkeit und machen die Hitze so noch intensiver. Das Besondere an der russischen Banja ist der weiche Dampf, der dabei erzeugt wird. Er besteht aus sehr feinen Wassertröpfchen, die das Atmen nicht erschweren und leicht Feuchtigkeit in die Haut bringen, ohne beim Auftreffen zu brennen. So kann man auch bei den hohen Temperaturen lange in der Sauna bleiben. Der weiche Dampf entsteht, weil die Steine des Saunaofens hinter einer Ofenklappe sehr heiß werden können und das darauf gegossene Wasser somit sofort vollständig verdampft. Im Gegensatz zur finnischen Sauna, wo die offenen Steine weniger heiß sind und das Aufgusswasser nur allmählich verdampft und dann größere Tropfen bildet, die auf der Haut brennen können und das Atmen erschweren, sodass man nicht so lange oder oft in die Sauna kann. Dieser besondere weiche Dampf ist das Geheimnis einer wahren russischen Banja. Etwas aromatisches Öl im Wasser sorgt dazu für aufregende Dufterlebnisse mit Fruchtaromen, Menthol oder Hölzern, die die Atemwege befreien und die Poren der Haut öffnen. Es kann auch Bier oder Wodka über die heißen Steine der Sauna gegossen werden, das dann einen leckeren Duft nach frischem Brot verbreitet.
Die schwarze und die weiße Banja
Das Schwitzen in der Banja hat schon eine sehr lange Tradition in Russland. Früher bei den Skythen in der russischen Steppe wurde in der schwarzen Banja sauniert. Dies war ein Raum mit einem Loch in der Decke, durch das der Rauch abzog. Am Boden wurde ein Feuer entfacht, um Steine darin zu erhitzen. Dann wurde es mit Wasser gelöscht, wodurch Rauch entstand, der dann durch die Decke abzog, bevor das Loch verschlossen wurde. Danach wurden die Wände mit kaltem Wasser bespritzt, um Dampf zu erzeugen. Allerdings waren die Innenwände voller Ruß vom Feuer, daher der Name schwarze Banja. Später setzte sich die heute übliche weiße Sauna durch, bei der kein Ruß mehr entsteht, da der Rauch durch Ofenrohre abgeleitet wird. In sehr ländlichen Gegenden Sibiriens gibt es aber noch den alten Brauch der schwarzen Saunas.
Die lange Geschichte der russischen Banja
Nach den vorchristlichen Ursprüngen der schwarzen Banja bei den Skythen hielt der Zauber der Sauna weiter an. Die saubereren weißen Banjas wurden bald zum Mittelpunkt der Gemeinschaft im Dorf und beinahe jeder hatte eine kleine Banja auf dem Hof stehen. In den wachsenden Städten gab es öffentliche Banjas, die wegen des Schmutzes allerdings einen eher schlechten Ruf hatten. Die abgetrennten Badehäuser der Adligen waren natürlich sauber und reich verziert mit Spiegeln, Mosaiken und Wandbildern und man entspannte auf weichen Diwanen oder an reichen Büfetts mit Champagner und Kaviar. Das berühmte Sandunowskaja Banja aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts ist noch heute in Moskau geöffnet und erstaunt mit seiner luxuriösen Pracht. Nach einem zwischenzeitlichen Verfall der Banjas während der Sowjetzeit sind sie heute wieder so beliebt wie immer und bleiben weiterhin ein wichtiger Teil der russischen Kultur.
Gesund und schön mit der Sauna
Regelmäßige Saunabesuche sind sehr förderlich für die Gesundheit und können Erkältungen oder Verspannungen vorbeugen. Denn die Förderung der Durchblutung und die stimulierende Wirkung auf den Kreislauf durch die Wechsel zwischen heißem Dampf und kaltem Eiswasser stärken die Abwehrkräfte des Körpers. Der warme Dampf durch die vielen Aufgüsse ist besonders gut für die Haut, da so die Poren geöffnet und Schlacken und Giftstoffe ausgeschieden werden. Das Abklatschen mit Birkenzweigen regt zusätzlich die Durchblutung an und verleiht dem Teint eine frische Röte und ein jüngeres Aussehen. Dabei schwören die Russen auf die besondere Wirkung des weichen Dampfes, der angenehmer auf der Haut und beim Atmen ist als der schwere Dampf aus finnischen Saunas. Neben der wohltuenden Wirkung für die Gesundheit tut die Banja aber auch der Seele gut. Das Schwitzen hat eine beinahe meditative Wirkung und die Sorgen und der Stress des Alltags fallen einfach von einem ab. Die Gespräche mit Freunden und Familien schaffen eine freundliches Zusammengehörigkeitsgefühl und vertiefen die Beziehung.
Eine traditionelle russische Banja ist ein echtes Erlebnis und eine wahre Wohltat für Körper und Geist. Die Entspannung durch den heißen weichen Dampf und die lockeren Gespräche machen den Kopf frei und stärken gleichzeitig den Körper. Das anschließende Abkühlen im Schnee oder mit Eiswasser erfrischt den Körper und Seele und weckt die Lebensgeister auf. Die urige Holzhütte ist besonders gemütlich und wird schnell zum liebsten Treffpunkt bei einem warmen Tee oder dem samtigen Wodka zwischen entspannenden Saunagängen.