Rollenverteilung in der Partnerschaft
Die Rollenverteilung in der Partnerschaft ist wohl ein Wandel, der unsere Gesellschaft in den letzten hundert Jahren am meisten betroffen hat. Dieser Wandel ist für jeden Einzelnen, insbesondere wenn er Gespräche mit der Eltern- und Großelterngeneration führt, spürbar. Die Emanzipation hat dabei nicht nur dazu beigetragen, dass sich die Rolle der Frau verändert hat, auch die Herren der Schöpfung sind betroffen: Sie mussten und müssen sich immer noch der veränderten Situation anpassen und im Zuge dessen andere Aufgaben und Erwartungen erfüllen als zuvor. Die Frauen sehen sich unterdessen nicht weniger Herausforderungen gegenüber, soll doch möglichst ein Gleichgewicht zwischen Karriere und Familie ermöglicht werden.
Rollenverteilung in der Partnerschaft – Wie es früher war
Das was wir heute als klassische Rollenverteilung bezeichnen – die Frau kümmert sich um den Haushalt und versorgt die Kinder, der Mann geht arbeiten und verdient auf diese Weise das nötige Kleingeld für den Unterhalt der Familie – ist gar nicht so alt wie wir gewöhnlich denken. Dieser Familienentwurf trifft primär nur auf das 20. Jahrhundert zu. Zuvor war es – insbesondere in den niedrigeren Gesellschaftsschichten – in einem gewissen Maße durchaus selbstverständlich, dass die Frau noch neben ihrer Arbeit im Haushalt und mit den Kindern, arbeiteten – sei es als Bäuerin auf dem eigenen Hof oder zum Beispiel als Näherin, die ihre Arbeit zuhause erledigte.
Erst durch den beginnenden Wohlstand, insbesondere nach den Weltkriegen, konnte „mann“ es sich leisten, auf die Früchte der Arbeit der Frau gänzlich zu verzichten. Zwar hatten die Frauen in den Weltkriegen arbeiten und ihre Familien versorgen müssen, da der Mann an der Front war und somit ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt – dennoch: Als alles wieder seinen geregelten Lauf genommen hatte, befanden sich die Frauen wieder am Herd. Die Rolle des Mannes blieb dabei immer noch die gleiche: Er war das Familienoberhaupt, welches alle wichtigen Entscheidungen fällte, während die Frauen im Stillen die heimischen Angelegenheiten regierten. Finanziell waren die meisten Frauen von ihren Männern abhängig, sodass sich ihnen wenig Raum für die eigene Entfaltung bot. Hatten sie vor der Ehe die Gelegenheit gehabt, einen Beruf zu erlernen, war es selbstverständlich, dass dieser nach der Hochzeit oder nach der Geburt des ersten Kindes aufgegeben wurde. Die Frau sollte ihre Erfüllung in der Erziehung der Kinder und in der Pflege des Heimes finden.
Was sich langsam getan hat
Erste vermehrte Emanzipationsbemühungen gab es bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts – allein waren die Stimmen der Frauen, die mehr Rechte und Freiheit wollten, noch zu vereinzelt, so dass sie kaum Gehör fanden und sich die traditionelle Rollenverteilung sogar erst noch richtig festigen konnte. Erfolge konnten für die jüngere Generation erst in den 1960er Jahren erzielt werden, als die sogenannte zweite Welle der Frauenbewegung sich aufmachte, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu revolutionieren. Im Kontext der sexuellen Befreiung und der Studentenbewegung hatten Frauen die Chance, endlich gehört zu werden. Es wurde immer normaler, dass Frauen Zugang zu Bildung, Politik und Berufstätigkeit erhielten sowie über ihren eigenen Körper frei bestimmen konnten und nicht reduziert wurden auf Küche und Kinder.
Wie es heute ist
Heutzutage befinden wir uns in einer Zeit, in der es beiden Partnern gelingen muss, viele Dinge unter einen Hut zu bekommen. Beide Partner wollen in der Regel hohe Bildungsabschlüsse erreichen, einen Beruf erlernen und diesem auch nachgehen. Die Frage ist, wie bei all diesen Karrierebemühungen auch noch eine Familie gemanagt werden kann.
Damit die emanzipatorischen Bemühungen nicht in ihrem Gegenteil enden und die Frauen nun zwar einen Beruf ausüben können aber trotzdem auch all ihre alten Rollenzuweisungen erfüllen müssen und somit einer Doppelbelastung ausgeliefert sind, musste sich auch das Rollenbild des Mannes wesentlich verändern. Diese Veränderung ist mit Sicherheit noch nicht vollständig abgeschlossen, dennoch wird es immer üblicher, dass ein Teil der Elternzeit von Männern übernommen wird und die Pflichten im Haushalt geteilt werden. Wichtig ist, dass diese Entwicklung in letzter Zeit verstärkt politisch gefördert wird. Nur so können Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es den Paaren erlauben, die vielfältigen Anforderungen zu bewältigen.
Besonders reizvoll scheint dabei das Modell zu sein, dass beide Partner ihr Arbeitspensum reduzieren und somit im gleichen Zeitraum mehr Zeit für den Nachwuchs haben. Diese Möglichkeit ist allerdings nur praktikabel, wenn trotz Arbeitszeitreduzierung noch genügend Einkommen erzielt werden kann. Bei Familien, die auf zwei Einkommen angewiesen sind, bleibt oftmals nur die Betreuung der Kinder durch Dritte als eine Option, Familie und Beruf zu vereinbaren.
Momentan befinden wir uns trotz allen vergangenen Veränderungen immer noch im Wandel. Das wird vor allem an den Vorurteilen deutlich, mit denen sich sowohl berufstätige Frauen als auch Hausfrauen immer noch auseinandersetzen müssen. Während die arbeitenden Frauen leider immer noch oftmals als Rabenmütter betrachtet werden, die sich nicht ausreichend um ihre Kinder kümmern, gelten Hausfrauen oftmals als naive, unselbständige Wesen, die sich nicht aus dem sicheren warmen Familiennest heraustrauen. Was dabei in beiden Fällen vergessen wird ist, dass jeder Mensch das Recht hat, nach seiner eigenen Facon glücklich zu werden. Dass das Glück des Partners und der Familie dabei eine entscheidende Rolle spielt, versteht sich von selbst – schließlich sind sie immer noch die Faktoren, die das Glück eines jeden Menschen – egal ob Frau oder Mann – am unmittelbarsten bestimmen.