Implantation von Zahnimplantaten
Was ist ein Zahnimplantat?
Die Implantation von Zahnimplantaten wird als künstliche Zahnwurzel für den Ersatz fehlender Zähne verwendet. Zahnimplantate kommen immer dann zur Anwendung, wenn ein Zahn so weit geschädigt ist, dass er mit der Wurzel gezogen werden muss bzw. auf andere Weise, zum Beispiel durch einen Unfall, verloren gegangen ist. Für die Anwendung von Implantaten gibt es keine Altersgrenzen, der Kieferknochen darf sich allerdings nicht mehr in der Wachstumsphase befinden.
Je nachdem, welche und wie viele Zähne fehlen, wird eine aus Erfahrung bewährte Anzahl von Implantaten eingesetzt. Dies führt bis zum Totalersatz, bei dem das gesamte Gebiss mit Implantaten fixiert wird. Dazu werden im Oberkiefer im Regelfall 8 und im Unterkiefer 6 künstliche Zahnwurzeln eingesetzt.
Das meist schraubenförmige Implantat ist im Großteil der Fälle aus hochwertigem Reintitan und wird direkt in den Kiefer eingesetzt. Aufgrund der Gewebefreundlichkeit (Biokompatibilität) von Titan bildet das Implantat mit dem Knochen einen fixen Verbund. An dem Stück des Implantats, das aus dem Zahnfleisch ragt, können mehrere Möglichkeiten des Zahnersatzes aufgesetzt werden, wie zum Beispiel einzelne Kronen oder Brücken. Auch für herausnehmbaren Zahnersatz werden Implantate verwendet, die das künstliche Gebiss fix im Kiefer verankern. Das Implantat verwächst direkt mit dem Kieferknochen und übernimmt daher dieselben Aufgaben wie eine natürliche Zahnwurzel.
Mittlerweile sind allein in Deutschland über 100 verschiedene Möglichkeiten und Systeme von Zahnimplantaten bekannt. Besonders bewährt haben sich Implantate in Zylinder- oder Schraubenform, die einen Durchmesser von bis zu 7 Millimetern aufweisen. Je nachdem, wie tief der Zahn im Knochen verankert werden soll, variiert ihre Länge von 6 bis 20 Millimeter. Es gibt jedoch auch so genannte Mini-Implantate, deren Durchmesser mit 3 Millimeter unter der Standardgröße von Implantaten liegt. Aufgrund der geringen Größe gibt es diese nur in Form von einteiligen Implantaten, bei denen die Halterung für die Zahnprothese bereits integriert ist. Sie können sowohl für einzelne Kronen als auch für Vollprothesen eingesetzt werden und benötigen keinen so schwerwiegenden Eingriff wie herkömmliche Implantate.
Seit wann gibt es Zahnimplantate?
Zahnimplantate an sich wurden bereits von den frühen Menschen vor 3.000 Jahren eingesetzt. In Jahrtausende alten Schädelfunden entdeckten Wissenschaftler künstliche Zähne, die aus Quarz, Elfenbein oder Holz geschnitzt waren. Später wurden auch Metalle und Kunststoff verwendet.
Die zahnärztliche Implantologie, wie sie heute bekannt ist, nahm ihren Anfang jedoch erst in den 1960er-Jahren, als der schwedische Orthopäde Per-Ingvar Branemark entdeckte, dass das Leichtmetall Titan mit dem Gewebe des menschlichen Körpers kompatibel ist und keinerlei allergische Reaktionen auslöst. 1978 fand zum ersten Mal die Zahnimplantat Consensus Conference statt, im Zuge derer die ersten Normen und Kriterien für moderne zahnärztliche Implantologie definiert wurden. Die so genannte Osseointegration, die Verbindung des Titan-Implantats direkt mit dem Kieferknochen, wurde ebenfalls von Per-Ingvar Branemark eingeführt. Die Riesen-Sensation, dass der natürliche Knochen sich mit einem künstlichen Material verbindet, stellte er 1982 auf einer Konferenz im kanadischen Toronto vor. Heute zählt die Osseointegration zu den größten medizinischen Errungenschaften seit den 1970er-Jahren.
Anfangs waren große Universitätskliniken und viele Kieferchirurgen gegenüber diesem neuen Verfahren noch äußerst skeptisch eingestellt. In Deutschland begannen im Jahr 1969 die ersten Zahnärzte mit der Anwendung von Implantaten. Trotz der zwiespältigen Meinungen waren die Patienten mit den Implantaten äußerst zufrieden und die Nachfrage wuchs. Der Druck auf die Medizin wurde immer größer und so wurde die zahnärztliche Implantologie 1982 schließlich auch in Deutschland wissenschaftlich anerkannt. Sechs Jahre später wurden die Behandlungen in den zahnärztlichen Leistungskatalog aufgenommen und bis heute nicht verändert. Nach wie vor ist Reintitan das Material, das in der Implantologie am häufigsten zum Einsatz kommt, da hier das Risiko von Komplikationen am geringsten ist. Mittlerweile kommen jedoch auch schon Modelle aus Zirkoniumoxid-Keramik zum Einsatz, die durch ihre weiße Farbe mehr Ähnlichkeit mit echten Knochen aufweisen, als das dunkelgraue Titan. Dafür dauert der Heilungsprozess des Knochens bei einem Keramik-Implantat länger, die Kosten sind höher und aufgrund der fehlenden Erfahrungen können in puncto Langzeiterfolg mit Keramik-Implantaten lediglich Vermutungen angestellt werden.
Heute werden in Deutschland im Jahr rund eine Million Implantate eingesetzt. Da sich die Werte in Bezug auf Sicherheit und Langzeiterfolg immer weiter verbessern und auch die Krankenkassen immer häufiger finanzielle Unterstützung anbieten, ist die Tendenz weiter steigend. Dennoch sind die Kosten für Zahnimplantate keineswegs gering und viele Patientinnen und Patienten müssen aus finanziellen Gründen auf diese Möglichkeit des Zahnersatzes verzichten.
Kontraindikation: Wann kann keine Implantation von Zahnimplantaten durchgeführt werden?
Heutzutage ist bekannt, dass es kaum Gründe gibt, aus denen eine Zahnimplantation nicht durchgeführt werden kann. Früher wurden Faktoren wie Rauchen, Herz- oder Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus oder ein geringes Knochenangebot als Kontraindikationen angegeben, da damals davon ausgegangen wurde, dass dies die Erfolgsrate negativ beeinträchtigen würde.
Dennoch gibt es Gründe, die aus medizinischer Sicht gegen eine Implantation sprechen. Zu den absoluten Kontraindikationen, die auf jeden Fall gegen den Einsatz von Zahnimplantaten sprechen, gehören zum Beispiel starke Osteoporose oder eine Allergie bzw. Unverträglichkeit von Titan. Als relative Kontraindikationen, die lediglich das Risiko eines Misserfolgs erhöhen, gelten nach wie vor Rauchen, Diabetes mellitus, ein durch Medikamente oder Erkrankung schwaches Immunsystem oder schwere Erkrankungen von Herz, Leber oder Niere. Sowohl die absoluten als auch die relativen Kontraindikationen für Zahnimplantate treten in der Praxis nur äußerst selten in einer Stärke auf, die eine Zahnimplantation tatsächlich unmöglich macht.
Worin bestehen die Vorteile einer Implantation von Zahnimplantaten?
Wie auch andere Möglichkeiten für Zahnersatz hat auch die Anwendung von Zahnimplantaten erstens eine kosmetisch verbesserte Optik und zweitens eine Entlastung der benachbarten Zähne bzw. eine Verbesserung der Kaufähigkeit zum Ziel. Daneben gibt es jedoch noch andere Faktoren, die für den Einsatz von Zahnimplantaten sprechen.
Implantate verhindern Knochenverlust
Dies ist für viele Patientinnen und Patienten der ausschlaggebende Grund, sich für ein Zahnimplantat zu entscheiden. Wird der Kieferknochen nicht mehr benötigt, bildet er sich durch die fehlende Belastung mit der Zeit zurück. Fehlen mehrere Zähne oder vielleicht sogar das gesamte Gebiss, bildet sich der gesamte Kiefer zurück und die Mund- und Wangenpartie wirkt zunehmend eingefallen. Der Knochenverlust ist in den ersten Wochen nach dem Zahnverlust am stärksten, deshalb sollten Implantate so bald wie möglich eingesetzt werden, denn dass ausreichend Knochenmasse vorhanden ist, ist eine Voraussetzung für den Einsatz von Zahnimplantaten. Reicht der vorhandene Knochen nicht aus, kann durch verschieden komplexe und kostspielige Methoden ein Knochenaufbau erfolgen. Statistisch gesehen ist der Knochen im Unterkiefer besser für Implantate geeignet als jener im Oberkiefer. Wird ein Implantat in den Knochen eingesetzt, wird über dieses wieder Druck auf den Kieferknochen ausgeübt und der Knochenabbau wird gestoppt.
Implantate schützen die gesunde Zahnsubstanz
In vielen Fällen befinden sich neben dem verlorenen Zahn, der durch ein Implantat ersetzt werden soll, gesunde Zähne, deren Zahnsubstanz so weit wie möglich erhalten bleiben sollte. Beim Einsatz einer Brücke oder einer ähnlichen Methode für festen Zahnersatz müssten die gesunden Zähne abgeschliffen werden, um als „Pfeiler“ für die Brücke zu fungieren und sind in weiterer Folge einer höheren Belastung ausgesetzt. Ein Implantat ist die einzige Möglichkeit eines festen Zahnersatzes, bei der das Abschleifen der Nachbarzähne nicht notwendig ist. Durch das Schließen der Lücke werden außerdem durch die so genannte Pfeilervermehrung die noch bestehenden Zähne entlastet und der weitere Zahnverlust somit verhindert oder zumindest verzögert.
Implantate haben sich bewährt
Als Methode zum Zahnersatz haben sich Implantate in den letzten Jahrzehnten stark bewährt. Der Eingriff ist minimal und wird mit neuesten Modellen, den so genannten Mini-Implantaten, die nur noch etwa 3 cm im Durchmesser messen, immer risikoarmer. Komplikationen treten nur in den seltensten Fällen auf. Auch wenn die Zähne durch Parodontitis verloren gingen, sind Implantate die schonendste Möglichkeit, um entstandene Lücken wieder zu schließen. Das verwendete Reintitan wird aufgrund seiner hohen Biokompatibilität vom Knochen gut angenommen, wodurch die Prothese fest im Kiefer verankert ist. Dies spricht sowohl bei fixen als auch bei herausnehmbaren Modellen für sicheren Halt des Zahnersatzes und eine hohen Erfolgsquote. Auch der Langzeiterfolg der Zahnimplantation ist mittlerweile beachtlich. Studien haben ergeben, dass 90% der Implantate nach vollständiger Einheilung nach 10 Jahren noch voll funktionsfähig waren. Bei Brücken liegt dieser Wert bei etwa 80 Prozent, bei Einzelkronen bei etwa 70 Prozent und bei Wurzelfüllungen bei etwa 50 Prozent. Bei guter Pflege und ohne Überbelastung liegt die Lebensdauer eines Zahnimplantats durchaus im Bereich von Jahrzehnten, was auch die hohen Kosten rechtfertigt.
Wie erfolgt die Implantation von Zahnimplantaten?
Der erste Schritt einer Zahnimplantation ist ein klärendes Gespräch zwischen Patient und Arzt, wofür sich beide ausreichend Zeit nehmen sollten. Ist die Entscheidung für die Implantation gefallen, wird mittels Röntgendiagnostik festgestellt, ob die vorhandene Knochensubstanz für die Behandlung ausreichend vorhanden und gesund genug ist. Wenn ja, kann sofort mit der Behandlung begonnen werden. Wenn nein, werden etwaig notwendige Vorbehandlungen wie Knochenaufbau, Kiefergelenkbehandlung oder eine Therapie gegen Parodontitis durchgeführt.
Bei bestimmten Voraussetzungen (zum Beispiel ausreichend Knochensubstanz vorhanden) können eine etwaig notwendige Entfernung des kranken Zahns und die Implantation in einer Sitzung durchgeführt werden. Dadurch muss im Zahnfleisch auch nur einmal eine Wunde hinterlassen werden. Mit einem speziell gekühlten Bohrer wird bei der Implantation ein Loch in den Knochen gebohrt, in welches das Implantat eingesetzt („verschraubt“) wird. Dies erfolgt unter korrekter Betäubung völlig schmerzfrei, lediglich das Vibrieren des Bohrers im Kiefer ist zu spüren. Danach wird die Wunde entweder wieder vernäht, damit sich das Implantat in Ruhe mit dem Knochen verbinden kann, oder es wird gleich der zweite Teil aufgesetzt. Bei einteiligen Implantaten ragt ein kleiner Stift in jedem Fall aus dem Zahnfleisch, auf dem später die Prothese aufgesetzt wird. Je nach Schwierigkeit des Eingriffs dauert die Implantation von Zahnimplantaten zwischen 15 Minuten und mehreren Stunden.
Wie müssen Implantate gepflegt werden?
Um eine Zahnimplantation wirtschaftlich zu rechtfertigen, liegt es auch an den Patienten, die Lebensdauer der Implantate so gut wie möglich zu verlängern. Um Entzündungen zu vermeiden, sollte die häusliche Zahnpflege und Mundhygiene daher mit größter Sorgfalt vorgenommen werden. Neben zwei- bis dreimal täglichem Zähneputzen und der täglichen Verwendung von Zahnseide ist auch eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung sowie ein jährlicher Kontrollbesuch beim Zahnarzt zu empfehlen.